Ausbildungsvertrag unterschrieben – alles fix?

Dr. Andrea Greilinger veröffentlichte zusammen mit Katja Graser in der aktuellen November-/ Dezemberausgabe der Fachzeitschrift "Bildung und Beruf" einen Beitrag, der sich mit der Frage beschäftigt, wie Vertragslösungen vor Ausbildungsbeginn entstehen. Von Interesse war, ob und wie Auszubildende in ihrem Entscheidungsprozess beeinflusst werden und welche normativen Einstellungen möglicherweise vorhanden sind.

Auf Grundlage der geführten Interviews zeichnet sich die Entstehung einer Vertragslösung vor Ausbildungsbeginn dadurch aus, dass der erste angebotene Vertrag aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus unterzeichnet wurde, obwohl ein alternatives, bevorzugtes Unternehmen vorlag. Das Vertrags­angebot dieses favorisierten Unternehmens führte schließlich dazu, dass der Entscheidungsprozess zur Vertragslösung in Gang gesetzt wurde.

Durch die Interviews konnten zudem Unterschiede in der Absage selbst sowie in der moralischen Einschätzung dazu festgestellt werden. Bei einer als stark empfundenen normativen Verpflichtung, beispielsweise aufgrund von besonderen Bemühungen des Unternehmens im Bewerbungsgespräch oder -verlauf, wurde die Absage als besondere Überwindung beschrieben. In diesem Zusammenhang konnte außerdem festgestellt werden, dass Anonymität im Bewerbungsprozess das Verpflichtungsgefühl gegenüber dem Ausbildungsunternehmen mindert und den Vertragslösungsprozess somit subjektiv erleichtert.  Diese Erkenntnisse legen nahe, wie wichtig ein intensiver und persönlicher Bewerbungsprozess und ein bereits in dieser Phase stattfindendes Onboarding für die Bindung von Auszubildenen vor Ausbildungsbeginn ist.

Die vollständige Studie kann hier beim Verlag erworben werden.

Ansprechpartnerin:
Dr. Andrea Greilinger
E-Mail: greilinger@lfi-muenchen.de
Tel.: 089 - 51 55 60 - 84