13.10.2022

Breitbandversorgung und Digitalisierung im ländlichen Raum

Eine empirische Bewertung der Relevanz von Breitbandverfügbarkeit für die Digitalisierung im Handwerk.

    In der politischen Diskussion wird die Verfügbarkeit von Breitbandinternet für Handwerks­betriebe im ländlichen Raum als Grundlage für die Digitalisierung der Betriebe betont. Wissen­schaftlich ist jedoch bislang offen, wie relevant die Breitbandverfügbarkeit für die Digitalisierungsdynamik von Betrieben im ländlichen Raum ist. Die vorliegende Studie des ifh Göttingen umfasst qualitative und quantitative Analysen, welche grundlegende Evidenz für die Rolle des Breitband­internets für die Digitalisierung des Handwerks im ländlichen Raum liefern.

    In Betriebsbefragungen des IAB-Betriebspanels zeigt sich, dass 45 % der Betriebe im ländlichen Raum die Breitbandverfügbarkeit als unzureichend angeben, während dies lediglich 36 % der städtischen Betriebe tun. Eine Befragung von Beauftragten für Innovation und Technik des Handwerks ergibt, dass diese die Breitbandverfügbarkeit im ländlichen Raum als Hauptursache von Digitalisierungsunterschieden zwischen Stadt und Land ansehen. Gleichzeitig zeigen Interviews mit Betrieben und regionalen Wirtschaftsförderern, dass diese für Durchführung und Erfolg von Digitalisierungsvorhaben bei ländlichen Betrieben andere Faktoren als wichtiger ansehen, wie etwa Kompetenzen, Motivation und wirtschaftliche Perspektiven.

    Es ergibt sich also zunächst bei der qualitativen Analyse eine gemischte Evidenz, weshalb im Rahmen dieser Studie auf Basis einer Befragung norddeutscher Handwerksbetriebe eine quantitative Analyse durchgeführt wurde. Dabei werden zunächst die Unterschiede in der Breitband­verfügbarkeit zwischen ländlichen und städtischen Betrieben bestätigt. Die Analyse zeigt, dass die Digitalisierungsdynamik bei den Betrieben grundsätzlich auch mit der Breitband­verfügbarkeit zusammenhängt. Wird jedoch für räumliche Strukturen (urban – semi-urban – ländlich) kontrolliert, so zeigt sich, dass der positive Effekt der Breitbandverfügbarkeit auf Digitalisierung von anderen Eigenschaften der räumlichen Strukturen getrieben wird und die Breitbandverfügbarkeit hierauf keinen signifikanten Einfluss hat. Folglich hat die Breitband­verfügbarkeit bei den befragten Betrieben im ländlichen Raum keinen signifikanten Einfluss auf die Digitalisierungsdynamik.

    Dieses Ergebnis lässt sich als Evidenz dafür interpretieren, dass beim heutigen Ausbaustand des Breitbandnetzes andere regions- oder betriebsspezifische Gründe einen stärkeren Einfluss auf die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben aufweisen als es die reine Breitband­verfügbarkeit tut. Für die Förderung von Digitalisierungsvorhaben bedeutet dies, dass die betriebsspezifischen Beratungs- und Unterstützungsformate einen wichtigen Faktor darstellen und gegenüber dem strukturellen Breitbandausbau nicht zu vernachlässigen sind.

    Ansprechpartner:
    Thore Sören Bischoff
    Tel.: 0551-3917-4885
    E-Mail: thore-soeren.bischoff(at)wiwi.uni-goettingen(dot)de

    Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh)

    Weitere Informationen auf der Homepage des Instituts:

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