14.12.2023

Attraktivität einer Ausbildung im Handwerk

Eine neue Studie des LFI gibt Einblick in die Berufswahlentscheidung Jugendlicher: Von 2.000 bayerischen Schulabsolventen (Mittel- und Relaschüler sowie Gymnasiasten) wurden die Erwartungen an Berufsorientierungsmaßnahmen und die Arbeitgeber analysiert.

    Das größte Handlungsfeld mittelständischer Unternehmen in Deutschland ist seit drei Jahren in Folge und mit großem Abstand zu anderen Themenkomplexen der Fach- bzw. Arbeitskräftebedarf. Auch im Handwerk werden Mitarbeitende händeringend und mit teils sehr langen Vakanzzeiten gesucht. Weil die "Kette" der beruflichen Bildung mit einer betrieblichen Ausbildung startet und dies der Initialpunkt für die Karriere und den Verbleib im Handwerk ist, setzt die neue LFI-Studie genau an dieser "Einstiegs-Stufe" an. Unter Beauftragung der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern hat das LFI folgende drei Fragestellungen in die Studie einbezogen:

    1. Auf welche Arbeitgeber- und Jobcharakteristika legen Schulabsolventen besonderen Wert und inwieweit sehen sie diese bei einer Ausbildung im Handwerk erfüllt?
    2. Wie schätzen Schulabsolventen die Zukunftsperspektiven einer beruflichen Laufbahn im Vergleich zu einer akademischen ein?
    3. Welche Möglichkeiten zur Berufsorientierung bewerten Schulabsolventen als besonders attraktiv und welche Aspekte zur Ausgestaltung sollten – entsprechend ihrer Wünsche – künftig verstärkt berücksichtigt werden?

    Bei der Frage, wo es die größten Differenzen zwischen den Merkmalen eines Wunscharbeitgebers und der wahrgenommenen Erfüllung dieser Merkmale im Handwerk gibt, lassen sich einige Ansatzpunkte identifizieren. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler müssen Betriebe künftig vor allem bei den Karrierechancen, der Work-Life-Balance (genügend Freizeit neben der Arbeit), der Entlohnung nach der Ausbildung sowie den Zukunftschancen stark aufholen bzw. das Vorhandensein dieser Punkte stärker kommunizieren, um näher an das Idealbild eines Arbeitgebers zu rücken. Gleichzeitig schätzen Schülerinnen und Schüler das körperliche Anspruchsniveau sowie das Thema der Schmutzigkeit bei einer Beschäftigung im Handwerk höher als gewünscht ein. Typische Rollenbilder (typische Frauenberufe bzw. typische Männerberufe) sind ihrer Einschätzung nach in den Berufen des Handwerks ebenfalls noch zu stark vorherrschend. Hier ergibt sich ein Ansatzpunkt für die Handwerksorganisation und deren Initiativen, weiterhin zum Abbau von Klischees beizutragen. Zudem stellt sich aufgrund der Analysen die Frage, ob das Thema der Vergütung nicht von der Handwerksorganisation bzw. den Betrieben stärker thematisiert und angegangen werden müsste. Noch immer hält sich die Einschätzung – mit den Gymnasiasten stark durch (zukünftige) Akademiker getrieben – dass man mit einem Studium deutlich besser verdient als mit einer beruflichen Karriere.

    Ansprechpartnerin:
    Dr. Andrea Greilinger
    E-Mail: greilinger(at)lfi-muenchen(dot)de
    Tel.: 089 - 51 55 60 – 84

    Ludwig-Fröhler-Institut (LFI) für Handwerkswissenschaften

    Weitere Informationen auf der Homepage des Instituts:

    zur LFI-Website