27.06.2024

Die Zukunft des Handwerks ist (auch) weiblich

Wie hoch ist der Anteil von Frauen im Handwerk? Und wie kann er weiter steigen? Aktuelle Veranstaltungen und Studien zeigen, warum vor allem der Abbau von Geschlechterstereotypen wichtig ist.

    Während die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland deutlich gestiegen ist, verharrt der Anteil der weiblichen Beschäftigten im Handwerk noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Über Möglichkeiten und Wege, zukünftig mehr Frauen für das Handwerk zu gewinnen, diskutierte Markus Glasl bei einer Podiumsrunde im Rahmen des Bundesnetzwerkreffens für Frauen im Handwerk mit Heidi Kluth, Christina Völkers, Kristina Eylmann und Holger Schwannecke.

    Podiumsteilnehmer v. l.: Frank Ahlborn (Moderator), Heidi Kluth, Kristina Eylmann, Christina Völkers, Markus Glasl, Holger Schwannecke

    Podiumsteilnehmer v. l.: Frank Ahlborn (Moderator), Heidi Kluth, Kristina Eylmann, Christina Völkers, Markus Glasl, Holger Schwannecke

    Eine aktuelle Studie des Ludwig-Fröhler-Instituts zur Beschäftigung von Frauen im Handwerk zeigt, dass der Anteil weiblicher Beschäftigter in den befragten Betrieben seit der letzten Erhebung im Jahr 2003 nur leicht von 30 auf aktuell 35 Prozent gestiegen ist. Im gleichen Zeit­raum ist der Anteil weiblicher Auszubildender unverändert bei 17 Prozent geblieben. Die statis­tischen Zahlen des ZDH zeigen eine Verschiebung zwischen den Berufen: In den eher männerdominierten Berufen des Bau- und Ausbauhandwerks hat sich der Frauenanteil unter den Auszubildenden mehr als verdoppelt; aktuell liegt er bei rund 10 Prozent.

    Ausschlaggebend für den teilweise noch geringen Frauenanteil in diesen Branchen sind vor allem Geschlechterstereotype und tradierte Rollenbilder. Viele junge Frauen fühlen sich durch entmutigt, Berufe zu ergreifen, die noch immer als "männerdominiert" wahrgenommen werden. Tun sie es dennoch, sind sie regelmäßig mit Vorurteilen auch und gerade seitens der Kunden konfrontiert und verlassen das Handwerk wieder. Diese Sozialisation gilt es aufzubrechen. Medien und Bildungssystem kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.

    Um langfristig mehr Frauen in Handwerksberufe zu bringen, müssen die Maßnahmen zur Berufs­orientierung an den Schulen angepasst werden. So sollte dem Werkunterricht wieder breiterer Raum eingeräumt werden und das Handwerk als Berufsoption auch an den Gymna­sien Beachtung finden. Der "Tag des Handwerks" an allen weiterführenden Schulen in Bayern ist hierfür ein gutes Beispiel. Gleichzeitig muss aber auch das Handwerk noch weitere Angebote schaffen, bei denen Schülerinnen und Schüler Handwerkstätigkeiten hautnah erleben und selbst ausprobie­ren können. Denn dies sind für die jungen Menschen die wichtigsten Kriterien bei der Beurtei­lung solcher Maßnahmen, wie eine weitere Studie des LFI zeigt.

    Beim Frauenanteil in den Geschäftsführungen gibt es gute Nachrichten: Hier hat sich der Anteil um 16 auf 35 Prozent erhöht. Damit Frauen noch häufiger den Weg in die Selbst­ständigkeit gehen, braucht es nicht nur mehr sichtbare Vorbilder, sondern vor allem bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Beim Mutterschutz und dem Elterngeld für Selbstständige sind beispielsweise dringend Anpassungen erforderlich.

    Die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit darf sich aber nicht nur auf die Ebene der Betriebe beziehen. Auch in den Organen und Gremien der Handwerksorganisation muss mehr Diversität angestrebt werden. Damit wird auch das Bild das Handwerks in der Öffentlichkeit weiblicher, was zum Abbau gesellschaftlicher Stereotype beitragen kann. Um diesen Verände­rungs­prozess zu unterstützen, analysiert das LFI in einem aktuellen Projekt die rechtlichen Rahmenbedingungen und prüft Erweiterungsmöglichkeiten.

    Ansprechperson:
    Dr. Markus Glasl
    Tel.: 089/51 55 60-82
    E-Mail: glasl(at)lfi-muenchen(dot)de

    Ludwig-Fröhler-Institut (LFI) für Handwerkswissenschaften

    Weitere Informationen auf der Homepage des Instituts:

    zur LFI-Website