Fachkräftesicherung aus unterschiedlichen Perspektiven
Der immer größere Fachkräftebedarf lässt sich in konkreten Zahlen messen: Im Jahre 2022 standen den 236.818 offenen Stellen in überwiegend handwerklichen Berufen im Durchschnitt 121.993 arbeitslose Personen mit diesem Profil gegenüber (vgl. Malin/Köppen 2023, 1),. Insbesondere in Berufsfeldern des Klimahandwerks wie der Bauelektrik, der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, der Kraftfahrzeugtechnik, dem Holz-, Möbel- und Innenausbau sowie im Metallbau ist der Fachkräftebedarf besonders groß.
Grund genug, die bestehenden Forschungsergebnisse aus dem Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) einmal zusammenzuführen: Will man Menschen in diesen Berufsfeldern interessante und attraktive Perspektiven bieten, ist es notwendig, die karrierebezogenen Ketten individueller Entscheidungen zu verstehen. Denn jede Entscheidung kann eine Entscheidung für oder gegen die weitere Karriere im Handwerk bedeuten. In vier neu erschienenen Beiträgen fasst das FBH verschieden Perspektiven seiner bisherigen Forschung zusammen.
So erläutert Rolf Rehbold in seinem Beitrag "Zurück in die Zukunft: Fachkräftebedarf und Unternehmensnachfolge sichern mit dem Rückblick auf Ketten individueller Entscheidungen" den Denkrahmen, warum die Berücksichtigung individueller Entscheidungsketten und Karriereverläufe für die Fachkräftesicherung so bedeutsam sind. In diese Phasenbetrachtung lassen sich die bisherigen Forschungsarbeiten systematisch einordnen.
Sarah Wirtherle, Laura Müller-Werth und Andreas Oehme betrachten in ihrem Beitrag "Validierung als (zweite) Chance zur beruflichen Entwicklung" die abschlussbezogene Validierung von über Berufserfahrung entwickelten Kompetenzen als eine Chance, (verborgenes) Fachkräftepotenzial zu heben und für eine Weiterentwicklung zu erschließen.
Detlef Buschfeld und Lukas Menzer erörtern in ihrem Beitrag "Wer? Wie? Was? – Wir (be-)fragen potenzielle Handwerksauszubildende und Studierende zu ‚Nachhaltigkeit & Beruf", ob und wie im Kontext der Nachwuchsgewinnung die Trias der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) für die Entscheidungsfindung bei jungen Menschen genutzt werden kann.
Katrin Rasch zeigt in ihrem Beitrag "Erfolgreich und zufrieden ohne Selbstständigkeit: Karrieren von Meisterinnen und Meistern im Handwerk" mit Bezug auf den Bedarf an höher qualifizierten Fachkräften auf, welche Motive für Meisterabsolventinnen und Meisterabsolventen handlungsleitend waren, sich auch ohne den Wunsch nach einer Selbstständigkeit für die Meisterqualifizierung zu entscheiden. Außerdem fokussiert sie die Entwicklungsmöglichkeiten.
Alle Beiträge sind in der online-Zeitschrift bwp@ veröffentlicht und basieren auf den Vorträgen im Rahmen eines zweitägigen Workshops auf den Hochschultagen Berufliche Bildung 2023.
Ansprechperson:
Rolf Richard Rehbold
Tel.: 0221/470-5679
E-Mail: rolf.rehbold@uni-koeln.de
Forschungsinstitut für Berufsbildung (FBH)
Weitere Informationen auf der Homepage des Instituts: